Die Orthese: Wofür man sie braucht und wann man sie trägt

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Einmal unglücklich beim Skifahren oder Fußball umgeknickt, ein stechender Schmerz - und Band oder Sehne im Bein sind entzwei. Nach einer Sportverletzung oder auch zur Unterstützung von chronischen Krankheiten kommen oft Orthesen zum Einsatz. In diesem Beitrag erfahren Sie Wissenswertes rund um das Thema Orthesen. Und wir erklären, ob Sie auch nachts Ihre Orthese tragen sollten.

Was ist der Unterschied zwischen Orthese und Prothese?

Zu Beginn eine kurze Erklärung zu beiden Hilfsmitteln, weil es manchmal Unklarheiten gibt: Eine Prothese ersetzt ein Körperteil, beispielsweise einen Arm oder Unterschenkel. Sie hat eine stabile Form und wird an den Träger angepasst.

Eine Orthese umschließt das zu unterstützende Körperteil und Gelenk mit Bandagen und Schienen. Sie wird zwar ebenfalls passend für den Patienten ausgewählt, jedoch besteht auch manchmal die zusätzliche Möglichkeit, während des Heilungsprozesses mehrfach nachzujustieren, um zum Beispiel das Knie- oder Fußgelenk in einem bestimmten Winkel zu halten. Auch fließende Übergänge zwischen Prothesen und Orthesen sind möglich, zum Beispiel orthopädische Schuhe, die ein zu kurzes Bein ausgleichen.

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Welche Arten von Orthesen gibt es?

Einteilen lassen sich die Hilfsmittel in Orthesen für den Rumpf und Teile der Gliedmaßen. So gibt es die Bandagen für

Was leistet eine Orthese?

Es ist ein medizinisches Hilfsmittel, welches ärztlich verordnet werden kann, wobei der Arzt entscheidet, was genau verordnet wird. Stellt der Arzt ein Rezept für eine Orthese aus, übernimmt die Krankenkasse die Kosten, die sich in der Regel auf die Standard-Versorgung beziehen.

Die Orthese kann auf Maß vom Orthopädietechniker hergestellt werden oder aber in der Standardausführung bereits helfen. Zur individuellen Anfertigung der Orthese können Gipsabdrücke angefertigt werden, um das passende Hilfsmittel aus Kunststoff, Metall, Silikon oder anderen Materialien herstellen zu können.

Ausführliche Beratung dazu finden Sie im Sanitätshaus. Die Orthese dient der Erleichterung der Mobilität, der Stabilisierung, der Entlastung, der Schmerzlinderung, der Ruhigstellung, der Führung, der Korrektur von Gliedmaßen und des Rumpfes.

Auch Menschen mit Handicap greifen oft auch die Unterstützung aus der Orthetik zurück, um damit Bewegungen sicherer auszuführen, so um zum Beispiel den Fuß bei Multipler Sklerose besser heben zu können.

Wann kommen Orthesen zum Einsatz?

Die Möglichkeiten der Anwendungen sind breit gefächert. Sehr oft spielen Verletzungen eine Rolle, vor allem, wenn Gelenke, Knochen und Bänder betroffen sind, so wie zum Beispiel nach einem

  • Kreuzbandriss am Knie und dem Einsatz einer Kreuzbandplastik (dann erhält man oft zuerst eine Knieorthese oder Knieschiene)
  • Innenbandriss oder mehrfachem Bänderriss im Sprunggelenk
  • Ruptur der Achillessehne

Bei Arthrose und Osteoporose sowie anderen chronischen Krankheiten verwendet man Orthesen vor allem zur Stabilisierung und damit zur Erhaltung der Lebensqualität. Die Fußheberschwäche ist ebenso eine Mobilitätseinschränkung, die mit dem Anlegen einer Orthese besser bewältigt wird. Sie können bei Krankheiten mit schwerem Verlauf auch Vorstufen zu Prothesen sein, so unter anderem bei Muskelschwächen.

Im Bereich der Kinderorthopädie helfen sie schon frühzeitig bei der Korrektur von Fehlstellungen (exemplarisch seien hier Füße und Hüfte genannt). Bei Fußfehlstellungen unterstützt die Orthese sowohl den Fuß als auch die einzelnen Zehen und sorgt so für eine korrekte Fußstellung beim Laufen.

Je nach Ausprägung der abnormen Stellung kann diese bei konsequenter Anwendung der Orthese teilweise oder völlig behoben werden. Liegt eine Deformation der Gliedmaßen vor, die nicht reversibel ist, sind Orthesen trotzdem ein gutes Mittel zur Fixierung.

Auch vorbeugend werden sie getragen: Vor allem Leistungssportler benutzen Knie-, Fuß- oder Handschienen, um Gelenke und Bänder vor übermäßiger Beanspruchung zu schützen. Es gibt beispielsweise spezielle Bandagen zum Joggen oder auch für andere Sportarten.

Schwimmen mit Orthese ist ebenfalls möglich. Dabei sollten allerdings spezielle Orthesen getragen werden, bei denen jede Komponente wasser- und korrosionsbeständig ist. Auch Chlor und Salzwasser führen bei diesen wasserfesten Orthesen zu keiner Beeinträchtigung. Im Sanitätshaus erhalten Sie Informationen darüber, welche Orthesen nass werden können und mit welchen Orthesen Sie das Schwimmen lieber sein lassen sollten.

Wie wirken Orthesen?

Sie erzielen ihren Effekt über das Dreikräfteprinzip, was bedeutet, dass drei Berührungspunkte anliegen, von denen zwei stabilisieren und der dritte Druck ausübt. Deswegen wirken sie in Bewegung auch am besten. Wobei man unterscheiden muss zwischen passiven und aktiven Orthesen: Während passive den betroffenen Körperteil vollkommen stützen, ist beim aktiven Modell die Hilfe des Trägers notwendig.

Damit das medizinische Hilfsmittel wirklich effizient ist, sollten die Wünsche des Patienten bei der Auswahl beachtet werden. Der Orthopädietechniker im Sanitätshaus vereint das ärztlich Verordnete mit den individuellen Bedürfnissen des Kunden und korrigiert bei Bedarf nach, falls es zum Beispiel Druckstellen gibt oder der Tragekomfort eingeschränkt ist. Das richtige Anlegen Ihrer Orthese sollten Sie sich unbedingt im Sanitätshaus zeigen lassen, damit keine Schmerzen oder Taubheitsgefühle auftreten.

Wann trage ich die Orthese?

Zunächst einmal dann, wie es Ihr Arzt verordnet hat. Beginnen sollte man mit einer kurzen Zeit, um wunde Stellen oder Schonhaltungen zu vermeiden. Täglich wird dann die Anwendung ausgedehnt, bis Sie Ihre Orthese durchgehend am Körper belassen. Ausnahme: akute Verletzungen, bei denen das nicht möglich ist.

Die Frage, ob Auto fahren mit Orthese möglich ist, beantwortet Orthopädietechnikermeister Lars Neumann: "Hier gibt es spezielle Umbauten, die Prothesen- und Orthesenträgern helfen, mobil zu sein. Meistens reicht auch ein herkömmliches Auto mit Automatikgetriebe aus, um mit einer Prothese selbst ein Auto lenken zu dürfen".

Es ist empfehlenswert, das Hilfsmittel über einem dünnen, saugfähigen Kleidungsstück (bitte auf unerwünschte Falten achten!) zu tragen. Hierfür gibt es auch spezielle Wäsche, die unter der Orthese getragen werden kann. Sie ist aus einem atmungsaktiven Material und transportiert somit Feuchtigkeit schnell von der Haut weg.

Die Fachleute im Sanitätshaus erklären Ihnen gern, wie Sie Schiene und Bänder richtig anlegen und entfernen. Selbstverständlich können Sie die Orthese bei Bedarf auch waschen (Waschanleitung des Herstellers beachten, nicht die Bänder bügeln!). Pflegen Sie die Orthese gut, kann das auch die Lebensdauer der Bandage verlängern.

Soll ich die Orthese auch nachts tragen?

Weist Ihre Orthese eine Kompressionswirkung auf, sollten Sie eher davon absehen, sie auch nachts zu tragen. Ansonsten gehört die Unterstützung auch in der Nacht ans Bein oder den Arm, denn im Schlaf können Sie die Lagerung der verunfallten oder erkrankten Gliedmaße nicht kontrollieren. Unwillkürliche Bewegungen durch entspannte Muskeln könnten dann einen Rückschritt im Heilungsprozess bedeuten.

Fazit zur Orthese

Ob dauerhaft bei Krankheiten oder nur über einen bestimmten Zeitraum bei Verletzungen - dank Orthesen können Menschen sich sicherer im Alltag fühlen. Das Hilfsmittel aus Schienen und Bandagen unterstützt Sie, wenn Rumpf und Gliedmaßen Stabilität, Korrektur, Fixierung und Schmerzlinderung benötigen. Der bekannteste Einsatz ist wohl die Knie-Orthese nach Kreuzbandriss und anschließender Kreuzbandplastik.

Orthesen werden ärztlich verordnet und im Sanitätshaus individuell auf Ihre Bedürfnisse angepasst, um effektiv wirken zu können. Sie müssen nach Anweisung des Arztes getragen werden und können gerade auch nachts wirksam den Heilungsprozess unterstützen. Orthesen mit Kompression sollte man zur Schlafenszeit jedoch ablegen.

Haben Sie weitere Anregungen zum Thema Orthesen? Wie hat Sie das Hilfsmittel unterstützt? Kommentieren Sie gern!

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