Nach der Amputation: Das ist mit einer Prothese möglich

Experten-Tipps zum Thema Gesundheit

Erhalten Sie regelmäßig und kostenlos unseren Newsletter mit nützlichen Empfehlungen rund um den Bereich Gesundheit.
Blog & News abonnieren

Wenn nach einer Beinamputation die Rehabilitation vorbei ist und die neue Prothese sitzt, folgt der Weg zurück in den Alltag. 1000 Fragen schwirren Amputierten dann durch den Kopf: Kann ich wieder arbeiten? Sport treiben? Wer hilft mir, wenn Rat brauche? Wir zeigen es Ihnen und erklären auch, welche Hilfsmittel Sie im Alltag mit der Prothese unterstützen.

Das Leben mit einer Prothese - ganz gleich, ob mit einer Oberschenkelprothese oder Unterschenkelprothese - ist ein anderes als zuvor. Es ist allerdings nicht unbedingt ein beschwerlicheres. Man muss sich klar machen: Es stehen große Veränderungen bevor und ein wenig Organisationsgeschick ist auch nötig.

Doch wenn die sogenannte Definitivprothese perfekt sitzt (wofür die im neuen Experten im Sanitätshaus sorgen), können Sie sich schnell an einen Alltag mit Prothese gewöhnen.

Wichtig: Akzeptieren Sie die Situation und blicken Sie nach vorn.

Hilfsmittel nach einer Amputation

Lässt es der Mobilitätsgrad des Patienten zu, ist der Bewegungsfreiheit mit einer Prothese kaum eine Grenze gesetzt. High Tech ist auch für die Versorgung mit Prothesen ein großes Thema! Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Oberschenkelamputation oder Unterschenkelamputation handelt. Modernste Technik sorgt dafür, dass es für den Träger immer weniger Einschränkungen im Alltag gibt.

Für Menschen mit einem niedrigen Mobilitätsgrad und geringeren Bewegungsmöglichkeiten bietet das Sanitätshaus eine Reihe von Hilfsmitteln zur Erleichterung des alltäglichen Lebens. Dazu gehören zum Beispiel:

Allerdings gibt es auch für Amputierte mit einem hohen Mobilitätsgrad und entsprechender Beinprothese Situationen, in denen die Prothese nicht getragen werden soll oder kann. In diesen Fällen werden oft ebenfalls ein Rollstuhl oder ein Rollator bzw. andere Gehilfen benötigt.

Laut Gesetz haben Menschen mit einer geminderten Mobilität einen Anspruch auf die behindertengerechte Gestaltung bzw. Umgestaltung ihres Wohnraumes. Die Kosten für die dafür notwendigen Anschaffung werden nach einer vorherigen Antragstellung übernommen. Die für entsprechende Förderungsanträge und Bewilligungen zuständigen Stellen sind:

  • das Arbeitsamt (für Arbeitnehmer und erwerbsfähige Personen)
  • das Integrationsamt (für Beamte und Selbstständige)
  • die Rentenversicherungsträger (für Arbeitnehmer mit mehr als 15 Beitragsjahren)
  • das Jugendamt (für Jugendliche)

Selbsthilfegruppen für Amputierte

Eine große Hilfe zu lernen, nach einer Amputation mit der neuen Lebenssituation zurecht zu kommen, kann - neben der Unterstützung von Ärzten, Physiotherapeuten und Orthopädietechnikern - vor allem auch der Kontakt zu anderen Beinamputierten sein. Um die Gedanken, Sichtweisen und Ängste mit anderen Betroffenen austauschen zu können und um sich Tipps und Anregungen für ein Leben mit Ober- oder Unterschenkelprothese zu holen, bietet sich die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe an. Diese sind in fast jeder größeren Stadt vertreten.

Arbeiten mit einer Beinprothese

Auch der Wiedereinstieg in das Arbeitsleben ist mit einer prothetischen Versorgung in vielen Fällen kein großes Problem - häufig ist sogar die Rückkehr in den alten Beruf möglich. Spezielle Berufsberater der Agentur für Arbeit helfen den Betroffenen bei der Wiederaufnahme des vorherigen Berufs oder bei einer etwaigen, notwendigen Umorientierung.

Außerdem gibt es die Option, sich bei Bedarf spezielle Prothesen nur für den Arbeitsbereich anfertigen zu lassen. Informationen über solche Arbeitsprothesen erhalten Sie beim Orthopädietechniker im Sanitätshaus.

Für die Kostenübernahme dieser speziellen Arbeitsprothesen ist bei gesetzlich Krankenversicherten die Rentenversicherung zuständig. Bei Berufsgenossenschaften tragen diese die Kosten der Beinprothese selbst.

Sport mit der Beinprothese: Was ist geeignet?

Eine Amputation ist kein Grund, auf Bewegung verzichten zu müssen. Im Gegenteil: Sportliche Aktivitäten sind sogar essentiell für die Rehabilitation und es gibt viele Möglichkeiten, die bisherige Sportart fortzuführen oder eine neue Sportart kennenzulernen.

Im Bereich Sport und Freizeit sind den Trägern von Beinprothesen kaum Grenzen gesetzt. Außerdem steigert der Sport mit Prothese das Selbstbewusstsein.

Aber Vorsicht: Da die Alltagsprothese exakt auf den Aktivitätsgrad und das Körpergewicht abgestimmt ist, kann eine Mehrbelastung der Prothese schaden. Um das zu vermeiden und um die Sicherheit nicht zu gefährden, sollte man im Vorfeld mit dem Orthopädietechniker besprechen, ob die Beinprothese für die geplante Aktivität geeignet ist.

Eine gute Sportart für den Einstieg ist Nordic Walking. Es ist leicht zu erlernen und kann als Sport fast überall betrieben werden. Durch die Laufstöcke haben vor allem Anfänger guten Halt und bekommen dadurch mehr Sicherheit im Umgang mit ihrer Prothese.

Brauche ich eine Sportprothese?

Für Sportarten mit höherer Intensität und Belastung gibt es spezielle Sportprothesen. Je höher die Anforderungen, desto spezieller ist die Ausführung. In der Regel eignen sich reine Sportprothesen tatsächlich nur für eine einzige Sportart. So gibt es zum Beispiel Sprintprothesen, Prothesen zum Joggen, Prothesen zum Ski fahren etc. Informationen über die passende Versorgung und die der angestrebten Sportart entsprechenden Passteile erhalten Sie im Fachhandel.

Die Auswahl an möglichen Sportarten mit Beinprothese ist groß. Zu ihnen zählen zum Beispiel:

  • Fahrrad fahren
  • Schwimmen
  • Ski & Snowboard fahren
  • Reiten
  • Yoga
  • Sitzball & Sitzvolleyball
  • Traditionelle Kampfsportarten

Ausführliche Informationen über das große Sportangebot für Menschen mit Behinderung finden Sie unter anderem beim Deutschen Behindertensportverband.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für eine spezielle Sportprothese nicht. Lediglich bei Kindern und Jugendlichen bis zu einem Alter von 16 Jahren werden die Kosten übernommen, damit sie zum Beispiel am Schulsport teilnehmen können. Soll trotzdem eine Beinprothese gekauft werden, variieren die Kosten je nach den einzelnen Bestandteilen der Prothese.

Die richtige Pflege des Stumpfes

Um möglichen Hautirritationen und Verletzungen vorzubeugen muss der Amputationsstumpf regelmäßig gewissenhaft gereinigt und gepflegt werden.

Dazu gehört zum Beispiel eine tägliche Stumpfpflege durch Waschen mit pH-neutraler Seife und das Eincremen mit Feuchtigkeitscreme. Teilweise sind auch durchblutungsfördernde Massagen sinnvoll, die jedoch vorher mit dem Arzt abgesprochen werden sollten.

Das Tragen von Kompressionsstrümpfen hilft, den Stumpf zu schützen und zu schonen. Sie helfen ebenfalls, die Weichteile zu fixieren, verhindern Ödeme und können häufig auftretende Volumenschwankungen im Stumpf ausgleichen. Kompressionsstrümpfe sind durch ihr atmungsaktives und feuchtigkeitsableitendes Material angenehm zu tragen und werden außerdem zur Reduzierung von Phantomschmerzen verwendet.

Haltbarkeit und regelmäßige Kontrolle der Beinprothese

Liner und Schaft der Prothese müssen wöchentlich gereinigt und der Schaft desinfiziert werden. Um die Sicherheit gewährleisten zu können, sollte außerdem ein Orthopädietechniker zwei Mal im Jahr die Funktion aller Prothesen-Bestandteile kontrollieren.

Die Haltbarkeit einer Prothese ist selbst bei guter Pflege unterschiedlich lang und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei aktiven, jungen Menschen kann sie bereits nach 1 bis 2 Jahren verschlissen sein, während sie bei anderen Patienten bis zu 10 Jahren halten kann.

Außerdem können Gewichtsveränderungen, die sich entsprechend auf das Volumen des Stumpfes auswirken, eine neue Anpassung des Schaftes nötig werden lassen. Vor allem bei einer Gewichtszunahme ist dies der Fall - eine Gewichtsabnahme kann gegebenenfalls zuerst mit dem Tragen von Kompressionsstrümpfen ausgeglichen werden.

Fazit zum Alltag mit Beinprothese

Mit einer Amputation ändert sich vieles im Leben des Betroffenen, aber das heißt nicht, dass er nicht wieder zurück in ein normales Leben finden kann. Im Alltag können zum Beispiel eine individuell angepasste Beinprothese und andere Hilfsmittel wie ein Rollstuhl oder Rollator eine große Hilfe sein. Oft ist es möglich, in den Beruf zurückzukehren und auch Sport zu treiben.

Die Kosten der meisten Hilfsmittel und Prothesen werden dabei von verschiedenen Kostenträgern nach vorherigem Förderantrag übernommen.

Informationen über die unterschiedlichen Prothesen und Tipps, welche weiteren Hilfsmittel sinnvoll bzw. erforderlich sein können, erhalten Sie in Ihrem Sanitätshaus.

Haben Sie Fragen oder Anregungungen für Menschen mit Prothesen? Stehen Sie selbst vor der Entscheidung der Amputation? Hinterlassen Sie gern einen Kommentar!

chevron-downcross-circle